Google+ Panpan Tribe: 10/2018

10/4/18

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Mahlzeit: Ein Monat vegan - eine Bilanz

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Vorweg: an dieser Stelle wird es nicht darum gehen, euch von der veganen Lebensweise zu überzeugen oder gut gemeinte Tipps für den Einstieg zu geben. Hierfür gibt es im Netz etliche besser geeignete Quellen.

Ich möchte lediglich meinen ersten Monat mit veganer Ernährung Revue passieren lassen und meine persönlichen Erfahrungen mit euch teilen.

Der Entschluss

Es gibt viele Gründe, sich rein pflanzlich zu ernähren und alle sind gleichwertig gut, vernünftig und sinnvoll.
Ich hatte bereits 1997 aufgrund einer Unverträglichkeit halbwegs vegetarisch / vegan gelebt. Damals fiel mir das allerdings sehr schwer, sowohl meine Gewohnheiten, als auch meine finanziellen Möglichkeiten betreffend. Also war ich relativ lax dabei und die Übung endete nach kurzer Zeit abrupt mit einem Cheeseburger.

Vor einigen Monaten meldete sich mein Körper wieder mit den alten Symptomen meiner Unverträglichkeit zurück: Bauchweh, Mattigkeit, PMS, Gewichtszunahme, Gelenkschmerzen und einem Erstarken meiner Hausstaub- und Katzenhaarallergie.
Ein weiterer, wichtiger Punkt für mich war und ist auch die Beschäftigung mit Umweltschutz, nachhaltigerem Leben und Zero Waste. Ich bin für mich zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht wirklich nachhaltig und verantwortungsvoll mit den Ressourcen dieser Welt umgehen kann, wenn ich weiter konsumierender Teil der Fleisch- Ei- und Milchindustrie bin.

Die Informationen

YouTube ist eine hervorragende Quelle. Selbstverständlich gehört für mich bei der Informationsbeschaffung immer eine gesunde Portion Skepsis dazu. Deshalb sehe ich mir sowohl vegan-kritische als auch -befürwortende Beiträge an.
Zwei meiner bevorzugten veganen Youtuber sind momentan Gaz Oakley von AVANTGARDEVEGAN und Sadia Badiei von  Pick Up Limes. (Beides sind englischsprachige Kanäle) Gaz kreiert unglaubliche Gerichte und zaubert immer wieder vegane Alternativen zu Fleischprodukten (seinen veganen Bacon muss ich alsbald testen!).
Bei Pick Up Limes gibt es neben Rezepten auch immer nützliche Informationen rund um die vegane Nährstoffversorgung, da Saida von Beruf Ernährungsberaterin ist. Ich hätte mir sehr gern ihren Vortrag auf dem veganen Sommerfest hier in Berlin vor zwei Monaten angehört, leider hatte ich andere Termine, aber zum Glück kann man sich diesen Vortrag auch auf YouTube ansehen.

Für Rezeptideen stöbere ich gern bei Pinterest, Instagram, ich sehe mir eigentlich ständig weitere YouTube Videos mit Rezepten und Hintergrundinfos an. Und ja, ein paar Bücher zum Thema habe ich mir tatsächlich auch besorgt.


Zum Beispiel habe ich dieses hier, des weiteren ein paar Veröffentlichungen zur China Study und noch ein paar Kochbücher, die ich teils online, teils vollkommen unerwartet als Schnäppchen in einem Klamottendiscounter, aber auch auf dem Schenkflohmarkt gefunden habe. 
Auch kritische Studien und Artikel habe ich einige gelesen, hier hab ich aber bisher nichts schlüssiges finden können, außer, dass viele Studien und ebenso viele Kritiker aus den Reihen der Lebensmittelindustrie bezahlt werden. Ein Schelm, wer dabei einen Interessenkonflikt vermutet...


Selbstverständlich habe ich die nicht alle in einem Monat gelesen. Ich arbeite noch dran.

Die Motivation

Farbenfrohes Essen, mit frischen Zutaten kochen, neue Dinge probieren; das alles macht mir sehr viel Spaß und hält mich "bei der Stange". Dazu kommt das gute Gewissen, weniger Tierleid zu verursachen. Weshalb nur "weniger"? Darauf gehe ich später genauer ein.


Diese Kartoffelpuffer mit Pfifferlingen waren eines der ersten "schnellen" Gerichte, die ich mir zubereitet hatte. Zu omnivoren Zeiten hätten unbedingt Schinken und Sahne mit hineingehört, angeschwenkt hätte ich die Pilze bis vor kurzem in ordentlich Butter. Aber die vegane Variante, ohne extra Fett zum Anbraten und mit einem Schuss Hafersahne statt normaler Sahne, ließ mich nichts vermissen. Garniert habe ich alles mit gehacktem Möhrengrün, das ich vor kurzem als interessantes Kraut für mich entdeckt habe. Ich hoffe, "Wurmi", wie die Jungs unseren Wurm im Komposthaufen nennen (sie sind der festen Überzeugung, dass es nur einer ist), verzeiht mir.


Mein erster Versuch, veganen Mozzarella zu machen, war theoretisch ein Erfolg. Allerdings erinnerte mich das Ergebnis in seiner Konsistenz mehr an einen festen Frischkäse, also habe ich den Käse teilweise entsprechend weiter verarbeitet.



Ich habe ihn mit einer Gabel zerdrückt, mit Knoblauchpulver, Oregano, Salz, Pfeffer und etwas Chilli abgeschmeckt und mit dieser Masse ausgehölte Minipaprika gefüllt.



In ein Glas geschichtet, mit ein paar Knoblauhzehen als Gesellschaft und mit Olivenöl aufgegossen wird so hoffentlich eine vegane Variante meiner geliebten Frischkäse-Paprika-Tapas daraus. Dieses Experiment muss noch bis morgen im Kühlschrak ziehen. Das Ergebnis seht ihr dann in den kommenden Tagen auf Instagram.

Ein paar kleine Spielereien, wie die App "QuitMeat" geben mir zudem auf nette, unaufgeregte Art einen groben Überblick über meinen bisherigen Weg. Ich bin schon gespant, wann ich laut dieser App theoretisch mein erstes Tier gerettet haben werde. Auch das werde ich sicher vor Begeisterung kichernd auf Instagram kundtun... 


Der Einkauf

In den ersten drei Wochen habe ich vermehrt auf vegane Alternativprodukte, wie veganen Schnitt- und Frischkäse, Wurstersatz, Pflanzenmilch, veganem Hack etc. gesetzt. Nach und nach lerne ich nun, wie ich diese Produkte selbst herstellen kann, oder, was noch besser ist: welche ich gar nicht mehr benötige. 

Dinge, wie Milch, Käse, Sourcream selbst herstellen zu können gibt mir, neben der Kosten - und Müllersparnis, auch die Kontrolle über den Geschmack meiner Nahrung zurück. Leider fand ich viele der veganen Convenience- Produkte viel zu salzig. Ein wirklich erschreckendes Beispiel war der "Vleischsalat" ganz rechts im Bild, ihn gekauft zu haben verbuche ich unter "Lehrgeld gezahlt":




Mittlerweile kaufe ich keine vegane "Wurst" mehr, ich kann jetzt auf Wurst und Aufschnitt ganz gut verzichten.
In der Übergangszeit war ich aber ziemlich glücklich, auch mal in eine Scheibe "Lyoner" beißen zu können. Das machte mir den Übergang sehr viel leichter, denke ich. Lyoner ist übrigens die einzige Sorte "Wurst", die ich in vegan mag. Alles, was ich sonst probiert habe, von der "Scheibe nach Pfefferschinken-Art" bis zur Salami schmeckte entweder nach etwas vollkommen anderem (wie der Schinken, oben links im Bild) oder einfach furchtbar. Am schlimmsten waren sämtliche Leberwurst Alternativen, eine überwürzter als die andere, aber keine schmeckte auch nur annähernd nach "Leberwurst". Vielleicht ist mein Anspruch da auch ein falscher, aber nun ist es zum Glück nicht mehr wichtig, denn ich bin "drüber hinweg".
Der Umstand, dass die meisten veganen Convenience Produkte voll von Zusatzstoffen sind, lässt mich zusätzlich mittlerweile einen großen Bogen um die meisten Produkte machen. Ganz abgesehen von der erneuten Plastikschwemme, die dank fehlender, nachhaltiger Verpackungsalternativen unser Haus in den ersten Wochen überrollte. Den Plastikwahn hatten wir eigentlich schon deutlich eingedämmt. Nun wieder Unmengen an Wegwerfverpackungen, Tetrapacks, Joghurtbechern und so weiter entsorgen zu müssen hat mich ziemlich frustriert und mit dazu beigetragen, dass ich diese Produkte nicht mehr kaufe. Die Hersteller sollten hier dringend nachbessern, denn es ist ziemlich kontraproduktiv, sich als Verbraucher zwischen zwei Übeln entscheiden zu müssen.

Die Familie

Allein unter Fleischfressern...
Nach und nach schmuggle ich meinem Männern immer mehr Gemüse, Obst und vegane Gerichte unter. Da ich sie nicht zwingen kann und will, sich ab sofort auch vegan zu ernähren, versuche ich, ihnen leckere Alternativen zu zeigen.
Natürlich bleibt es nicht aus, dass ich versuche, dem Jägermännchen die gesundheitlichen Vorzüge einer veganen Ernährung näher zu bringen und dass ich mich mit den Jungs über Essen ohne Tier drin unterhalte. Die ursprüngliche Initiative, weniger Tier zu essen, war übrigens schon vor zwei Jahren vom damals fünfjährigen Eki ausgegangen. In der Kita hatte er damals auf die Frage der Erzieherin, was er ändern würde, wenn er König wäre, das hier geantwortet:


Mittlerweile mögen zumindest die Kinder vegane Lyoner und vegane Schokoaufstriche sogar lieber, als die konventionellen Varianten. Es ist ein Anfang.
Als Mutter bin ich zu allererst natürlich darauf bedacht, dass sie all ihre Nährstoffe bekommen. Damit sie nicht, beispielsweise Vitamin B12, supplementieren müssen, werde ich zwar den Anteil an pflanzlicher Kost weiter deutlich erhöhen, ihnen aber nichts verbieten. Außerdem möchte ich sie ja nicht durch Verbote vergraulen, sie sollen und dürfen für sich selbst entscheiden.

Relativ häufig koche ich deshalb noch zwei Versionen des selben Gerichts, wie beispielsweise diese "Hühner-Reissuppe"/ "Tofu-Reissuppe". Ich denke, man kann den Unterschied sehen.
Natürlich wäre es fantastisch, wenn meine Männer ebenfalls komplett auf tierische Produkte verzichten würden. Ich werde sie jedoch nicht dazu zwingen. Das hat etwas mit Respekt voreinander und dem Recht auf Selbstbestimmung zu tun. Aber insgeheim hoffe ich natürlich auch ein bisschen, dass sie von selbst drauf kommen werden.




Der Imbiss unterwegs

Hier habe ich gemischte Erfahrungen gemacht.

Ein Asia-Imbiss in meinem Viertel bietet beispielsweise eine vollkommen vegane Variante der vietnamesischen Pho-Suppe an. Dort freut man sich sogar über meine mitgebrachten Behälter.


Asiatische und indische Restaurants haben häufig vegane Gerichte auf der Karte. Allerdings muss ich lernen, vor der Bestellung zu fragen, was sonst noch so in meinem Wunschmenü drin ist. Erst am Montag war ich mit meiner Arbeitskollegin in einem vietnamesischen Shoppingcenter hier in Berlin, wo wir spontan auch zu Mittag aßen. Allerdings waren das auf meiner Gemüse-Tofu-Pfanne keine gehackten Nüsse, wie ich zuerst annahm, sondern gefühlt mindestens eine ganze Knoblauchknolle. Das Essen war extrem lecker, allerdings hatte meine direkte Umgebung in den folgenden zwei Tagen auch noch etwas davon... (sorry dafür)

Schwieriger kann sich da ein schon ein einfacher Kaffee zum Mitnehmen vom Bäcker gestalten. Selbst im Bahnhof Friedrichstraße konnte ich auf die Schnelle keinen Backstand finden, der neben der herkömmlichen Kuhmilch eine pflanzliche Alternative bot. Also versuche ich mir anzugewöhnen, zusammen mit meinem Thermobecher auch gleich eine kleine Flasche Nussmilch einzustecken, wenn ich längere Zeit in der Stadt unterwegs bin.
Auch vegane Snacks, wie belegte Brötchen, etwas Warmes (außer Pommes) oder süße Leckereien muss man, wenn man nicht selbst etwas mitgenommen hat, oft lange suchen. Ich hatte an der Friedrichstraße (um beim Beispiel zu bleiben) schließlich nach einigem Suchen Glück an einem Backstand, wo ich ein mit Hummus und Möhrensalat belegtes Baguette bekam. Das allerdings eher mäßig schmeckte...


Die bisherige Bilanz

Kurz und knapp gesagt: ich bin sehr zufrieden. Es geht mir gesundheitlich bereits deutlich besser, ich habe wieder begonnen abzunehmen, nachdem ich einige Wochen auf einem Plateau hing. Ich fühle mich frischer, habe mehr Energie. Ich bilde mir auch ein, dass meine Haut besser wird.

Das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen, habe ich nur sehr selten. Fleisch, Wurst, Milch und Käse vermisse ich absolut nicht. Es gibt nur eine tierische Ausnahme, die ich schon noch vermisse: das Frühstücksei.

Ich habe mich vom anfänglichen Druck, alles immer partout rein vegan erreichen zu müssen, etwas entfernt, ich sehe die Sache nicht mehr ganz so verbissen. Wenn es absolut keine vegane Alternative gibt, kann ich mit einer vegetarischen als Ausnahme leben.

Was mich selbst etwas verwundert ist, dass ich trotz allem noch in der Lage bin, Fleisch und andere tierische Produkte für meine Familie zuzubereiten. Obwohl ich es ja besser weiß, verursacht der Broiler, den ich zerteile, (noch) keinen Würgereiz. Auch der Geruch von bratenden Dönerspießen, Hackbällchen und so weiter, oder das Schmieren eines Leberwurtsbrotes lassen mich vollkommen kalt.
Vielleicht ist, obwohl ich weiß, was diesen Tieren angetan wird, mein bisheriges Leben noch sehr präsent. Ich habe die ersten Jahre meines Lebens auf einem Bauernhof mit eigenen Tieren - und eigener Schlachtung- gelebt. Hat mich das abstumpfen lassen? Mag sein. So widersprüchlich das klingt, momentan ist das für mich sogar nützlich, denn ich könnte sonst meiner Familie nicht einen so "unauffälligen" Übergang (den ich ja hoffe mit ihnen hinzubekommen) zur veganen/vegetarischen Familie ermöglichen. Wenn ich, als Köchin und Bäckerin der Familie von jetzt auf gleich kein Fleisch mehr anböte, nur weil ich es nicht mehr mag/will/kann, würden wir sicher aneinander geraten.

Mir ist bewusst, dass ich nicht allein durch vegane Ernährung von heute auf morgen 15 Kilo abnehmen und Killer-Bauchmuskeln bekommen werde. Das ist auch gar nicht mein Ziel.
Mir ist ebenso klar, dass nicht jeder Mensch Gefallen an rein pflanzlicher oder vorwiegend pflanzlicher Ernährung findet. Ich werde nicht in eine Argumentationsschlacht mit jenen treten, die Veganismus für Zeitverschwendung, öde oder gar gefährlich halten. Ich werde diesen Menschen, wenn sie in meinem Umfeld sind, einfach etwas leckeres kochen.

In diesem Sinne,
bleibt hungrig!

Eure Mone

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